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Rudolf Steiner

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Dienstag, 21. Juni 2011

Christentum und Macht

Wenn wir verstehen wollen, wie sehr eine Religion unser Glaubenssystem beeinflussen kann, müssen wir uns mit der Vergangenheit beschäftigen. Auf die eine oder andere Weise sind wir in unserem Kulturkreis durch das Christentum geprägt worden, wenn nicht in diesem Leben, dann bestimmt auch schon früher. Meine Zusammenfassung hat keine Anklage im Sinn, sondern nur das Bewußtwerden über die Zusammenhänge.

Die Geschichtsschreibung des christlichen Glaubens hat viele Haken geschlagen, sodaß es mühsam ist, die Spur der Wahrheit nicht zu verlieren. Es ist sicher nicht möglich, alle Verfälschungen der Lehre aufzuführen, doch möchte ich die wichtigsten Wegkreuzungen erwähnen, an denen das Christentum sich aus seiner Kernlehre heraus bewegte.

Aus dem frühen Christentum ist nicht viel bekannt, es gibt einige erhaltene Briefe von Jüngern, wie auch die nicht anerkannten Evangelien von Maria Magdalena und Thomas. Diese wurden erst Mitte des 20. Jahrhunderts in Nag Hammadi gefunden, ebenso wie Schriften von Gnostikern aus dem 2. Jahrhundert, welche die Seelenwanderungslehre von Platon (428-348 vor Chr.) übernommen hatten. In der bis 311 nach Chr. andauernden Christenverfolgung durch die Römer gingen viele Schriften verloren. Frauen spielten jedoch eine tragendere Rolle, als später zugegeben wurde.


Die wohl wichtigste Wegkreuzung und Wende war jedoch das das Erste Konzil von Nicäa. Nachdem die Römer den christlichen Glauben adaptiert hatten, wurde das Konzil vom römischen Kaiser Konstantin I. im Jahr 325 in Nicäa einberufen, um einen Glaubensstreit zu schlichten. Das Konzil endete mit der Formulierung des noch heute gültigen nicänischen Glaubensbekenntnisses. Dort wurde das Filioque, eine neue Reihenfolge der Anrufung, festgesetzt: vorher hieß es 'Vater, Heiliger Geist und Sohn' – und nun: 'Vater, Sohn und Heiliger Geist'.

Konzil von Nicäa 325 n. Chr.
Auf den ersten Blick nicht weiter schlimm, ändert es jedoch radikal die wahre Bedeutung: indem der Sohn vor den Heiligen Geist gesetzt wurde, setzte sich der Mensch vor die göttliche Schöpferkraft – ein Ego-Spiel mit ernstem Hintergrund, daß der Mensch sich als mächtiger und wichtiger erklärte und damit den Ursprung der Schöpferkraft entmachtete. Die weit reichenden Folgen sind heute noch zu spüren: indem der Mensch die Schöpfung in all ihren Formen nicht respektiert, sondern zutiefst verletzt hat.

Der zweite große Einschnitt kam mit dem Zisterzienserabt und Kirchenlehrer Bernhard von Clairvaux (1090-1153). Papst Eugen III. war sein ehemaliger Schüler und ließ sich von ihm für die Kreuzzüge begeistern. Clairvaux sah das ritterliche Ideal der Kreuzzüge, das Sterben für den Herrn, als höchsten Verdienst und verfaßte eine theologische Rechtfertigung für religiös motivierte Waffenhandlungen. Auf diese Weise wurden die Kreuzzüge päpstlich abgesegnet. Nicht nur das ist tragisch, sondern der Umstand, daß Clairvaux in seinen Schriften den Glauben gegen die Gewißheit gesetzt hatte. Die Gewißheit im Herzen wurde ersetzt von der Notwendigkeit, glauben zu müssen. Clairvaux wurde 1174 heilig gesprochen und wird heute noch als heiliger Bernhard verehrt.

Die nächste Stufe der Religionsverdrehung ist bei Thomas v. Aquin (1225-1274) zu finden. Er beschreibt in seinen Schriften die Hölle und das Bild eines strafenden Gottes. Er führt eine neue Begründung für die angenommene Endlosigkeit und Grauenhaftigkeit solch einer Strafe ein, die aufgrund einer einzigen falschen Entscheidung über den Menschen kommen soll: „Die Größe der Strafe entspricht der Größe der Sünde ... nun aber wiegt eine Sünde gegen Gott unendlich schwer, denn je höher eine Person steht, gegen die man Sünde begeht, desto schwerer ist die Sünde.“

Man kann sich vorstellen, welche Wirkungen solche Glaubenssätze gehabt haben und sicher auch heute noch haben. Er argumentiert auch, daß die Strafen, die die Gottlosen erleiden müssen, körperlicher und seelischer Art sind, sodaß diejenigen zweifach gestraft seien. Für die Existenz Gottes hat er in seiner 'Summa Theologica' rein rationale Gründe dargestellt – also nichts mehr, was mit dem Herzen verbunden wäre. Die Theologie wurde durch ihn zu einer Wissenschaft gemacht, und er widersprach Platon's Ideenlehre, daß wir außer unserer Existenz noch eine höhere Superexistenz haben. Zu den heute schwer nachvollziehbaren Teilen seiner Lehre gehört, daß er neben der Exkommunikation die Hinrichtung von Häretikern, also Glaubensabweichlern, für legitim gehalten hat. Er lieferte somit den theoretischen Unterbau für die darauf folgende Inquisition. Und auch er wurde 1323 heilig gesprochen – soviel zum heiligen Thomas.

Katharerburg Montségur
Die wohl schwärzeste Zeit der christlichen Kirchengeschichte war die Inquisition. Sie begann in einzelnen Fällen bereits im 11. Jahrhundert, hauptsächlich in Südeuropa. Die Inquisitionsverfahren wurden unter weltlicher Mithilfe etabliert, indem Papst Innozenz III. (1198-1216) das Verbrechen der Häresie mit Majestätsbeleidigung gleichsetzte. Er war es auch, der die beispiellose Verfolgung und Ausrottung der Katharer anordnete. Die Glaubensgemeinschaft der Katharer, auch Albigenser genannt, nach der Verurteilung ihrer Lehren durch die katholische Kirche 1165 in Albi, waren im Languedoc ansässig, einer reichen und in kultureller Blüte stehenden Provinz Südfrankreichs.
 
Die Katharer bekannten sich zur Lehre der Wiedergeburt und der Gleichrangigkeit des männlichen und weiblichen Prinzips, und weigerten sich, die römisch- katholische Kirche anzuerkennen. Sie lebten in Einfachheit und Demut und hielten ihre Gottesdienste aus Abneigung gegen Kirchen im Freien. Es wird ihnen auch nachgesagt, daß sie das Geheimnis um die Verbindung zwischen Jesus und Maria Magdalena hüteten. Von 1208 - 1244 wurden die Katharer auf Befehl von Papst Innozenz III., der einen regelrechten Kreuzzug gegen sie ausrief, gnadenlos gejagt und getötet.

Von Papst Gregor IX. (1227-1241), der unseren heutigen Kalender einführte, wurden dann hauptamtliche Inquisitoren eingesetzt. Innozenz VIII. führte 1484 die Hexenbulle ein und bezeichnete das Hexenwesen als etwas Reales. Die unglaubliche Gewalt, die wissenden Frauen angetan wurde, wurde somit legitimiert. Man muß verstehen, daß die Menschen damals riesige Angst hatten, etwas dagegen zu unternehmen, da jede Inschutznahme der Verurteilten mit hohen Strafen belegt war. Alle Zeitgenossen, die nicht konform gingen, waren der Willkür der Kirche ausgeliefert.

Mit der Reformation verschwand die Ketzerinquisition größtenteils aus Deutschland. Erst  1908 wurde die vatikanische Inquisition unter Pius X. in das Wort 'Glaubenskongregation' umbenannt. Ihr letzter Präfekt war Kardinal Ratzinger, besser bekannt unter Benedikt XVI. Eine offizielle Entschuldigung für die Greueltaten der Inquisition kam jedoch nie vom Vatikan, sondern im Jahr 2000 vom Dominikanerorden, der sich fortan für Menschenrechte einsetzen will.

Die ursprüngliche Lehre von Jesus hat beispiellose Zerrbilder erfahren. Wir können die Vergangenheit nicht rückgängig machen, aber wir können uns heute die Entwicklung der Kirche unter dem Aspekt ansehen, wohin ein solcher spiritueller Machtmißbrauch führen kann. Sicher hat die Kirche der Neuzeit viele soziale Projekte aufgebaut, die helfen, Not zu lindern, was sehr begrüßenswert ist. Doch das kirchliche Unfehlbarkeits- dogma existiert bis heute. Wir brauchen es nicht zu verurteilen; wir müssen es jedoch als falsch benennen. Nur steht die Frage im Raum: wem dient es? Und was hat es noch mit der ursprünglichen Lehre zu tun?



© Christa Heidecke, "Was würde die Liebe jetzt tun?"
Auszug aus Kapitel 9